Bei dem Bittgebet der Abweichung, das im Arabischen als Du’a’-ul-Adilah (دعاء العديلة) bekannt ist, handelt es sich um einen religiösen Text, der laut Wikishia.Net angeblich erwünscht (Mustahab) wäre, Sterbenden vor dem Tod vorzulesen.
Ziel und Zweck des Gebetes
Die Enzyklopädie WikishiaNet schreibt:
دعاء العديلة دعاء يحتوي إضافة إلى التضرّع والدعاء على مجموعة من معتقدات الشيعة يدعو الإنسان بها ربّه تعالى أن يحفظها له وأن يهبها له بعد الموت حتّى يخرج من موته صحيح المعتقد صحيح الإيمان وهذا الدّعاء من الأدعية الّتي ذكرت ضمن ما يستحب قراءته عند من يحتضر. قال بعض العلماء كالميرزا النوري أنّ هذا الدّعاء ليس مرويّاَ عن الائمة المعصومين عليهم السلام فيُقرأ برجاء الثّواب وتثبيت الإعتقاد
„Das Bittgebet der Abweichung (Du’a’-ul-Adilah) ist ein Bittgebet, welches neben Erflehung und Anrufung eine Sammlung von schiitischen Glaubenslehren beinhaltet, mit denen ein Mensch seinen Herrn bittet, sie für ihn zu bewahren und sie ihm nach dem Tod auszuhändigen, damit er mit der richtigen Überzeugung, mit dem richtigem Glauben dahinscheidet und dieses Bittgebet gehört zu den Bittgebeten, die unter dem erwähnt werden, was erwünscht (Mustahab) ist bei dem zu lesen, der im Sterben liegt. Einige Gelehrte wie Al-Mirza An-Nuri äußerten, dass dieses Bittgebet nicht von den unfehlbaren Imamen (a.) überliefert wurde. So liest man es aus Hoffnung auf Belohnung und zur Stärkung des Glaubens.” [http://ar.wikishia.net/view/دعاء_العديلة]
Abbas Al-Qumi schreibt:
معنى العديلة عند الموت هو العدول إلى الباطل عن الحق وهو بأن يحضر الشيطان عند المحتضر ويوسوس في صدره ويجعله يشك في دينه فيستل الإيمان من فؤاده
„Mit der Abweichung (Adilah) ist die Entgleisung von der Wahrheit zur Falschheit gemeint und diese besteht darin, dass sich der Satan zum Sterbenden gesellt und in seine Brust einflüstert und ihn dazu bringt, Zweifel an seiner Religion zu hegen, worauf er den Glauben aus seinem Herzen entfernt.” [Mafatih-ul-Jinan, Seite 116]
Herkunft des Gebetes
Darauf stellt Abbas Al-Qumi folgende Frage:
أما هذا الدعاء فهل هو من المعصوم عليه السلام أم هو من إنشاء من بعض العلماء؟
„Was dieses Bittgebet betrifft: Ist es vom Unfehlbaren (a.) oder ist es eine Anfertigung einiger Gelehrter?”
Die er mit der Aussage von An-Nuri At-Tabarsi beantwortet:
أما دعاء العديلة المعروف فهو من مؤلفات بعض أهل العلم ليس بمأثور ولا موجود في كتب حملة الأحاديث ونقادها
„Was das bekannte Bittgebet der Abweichung (Du’a’-ul-Adilah) betrifft, so stammt es aus den Werken einiger Gelehrter. Weder ist es überliefert worden noch existiert es in den Schriften der Erzähler der Aussprüche (Hadith) und ihrer Kritiker.” [Mafatih-ul-Jinan, Seite 116]
Inhalt des Gebetes
Nun könnte man fragen, was daran verwerflich wäre, ein Bittgebet selber zu schreiben, solange seine Inhalte mit den Aussagen der Imame (a.) übereinstimmen und ja, an solch einem Bittgebet wäre an sich theoretisch nichts auszusetzen.
Beispielsweise heißt es dort:
أشهد أن الموت حق وأن مساءلة القبر حق
„Ich bezeuge, dass der Tod gewiss ist und dass die Befragung im Grab gewiss ist.” [Mafatih-ul-Jinan, Seite 115]
Doch ebenso lesen wir dort:
أشهد لمنعمي وخالقي ورازقي ومكرمي كما شهد لذاته وشهدت له الملائكة وأولو العلم من عباده بأنه لا إله إلا هو ذو النعم والإحسان والكرم والامتنان قادر أزلي عالم أبدي حي أحدي موجود سرمدي سميع بصير مريد كاره مدرك صمدي يستحق هذه الصفات
„Ich bezeuge über meinen Wohltäter und Schöpfer und Versorger und Denjenigen, der großzügig zu mir ist, wie Er über Sein Wesen (Dhat) bezeugte und Ihm die Engel und die Wissenden von Seinen Dienern bezeugten, dass es keinen Gott gibt außer Ihm, dem Besitzer der Gaben, Güte, Großzügikeit und Gnade, dem urewig Mächtigen, urewig Wissenden, monistisch Lebenden, urewig Existierenden, Hörenden, Sehenden, Wollenden (Murid), Verpönenden, Erfassenden und Unabhängigen, Der diese Eigenschaften (Sifat) verdient.” [Mafatih-ul-Jinan, Seite 115]
Imam Ar-Rida (a.) sagte jedoch:
المشية والإرادة من صفات الأفعال فمن زعم أن الله تعالى لم يزل مريدا شائيا فليس بموحد
„Das Möchten und der Wille (Iradah) sind von den Eigenschaften (Sifat) der Handlungen (Af’al). Wer nun behauptete, dass Gott ein urewig Wollender (Murid), Möchtender ist, der ist kein Einheitsbekenner.” [At-Tawhid, Seite 338]
Muhammad Al-Kulaini schreibt:
فلو كانت الإرادة من صفات الذات مثل العلم والقدرة كان ما لا يريد ناقضا لتلك الصفة
„Wäre nun der Wille (Iradah) eine der Eigenschaften (Sifat) des Wesens (Dhat) wie das Wissen und die Macht, dann wäre das, was Er nicht will, ein Widerspruch zu jener Eigenschaft.” [Al-Kafi, Band 1, Seite 65]
Muhammad Al-Mufid schreibt:
الفرق بين صفات الأفعال وصفات الذات أن صفات الذات لا يصح لصاحبها الوصف بأضدادها ولا خلوه منها، وأوصاف الأفعال يصح الوصف لمستحقها بأضدادها وخروجه عنها
„Der Unterschied zwischen den Eigenschaften (Sifat) der Handlungen (Af’al) und den Eigenschaften des Wesens (Dhat) besteht darin, dass es nicht zulässig ist, den Besitzer der Eigenschaften des Wesens mit dem Gegenteil und der Freiheit davon zu beschreiben, während die Beschreibung der Eigenschaften der Handlungen zulässig ist, weil Er das Gegenteil und das Absprechen davon verdient.” [Tashih-ul-I’tiqadat, Seite 41]
Muhammad As-Saduq schreibt:
كل ما وصفنا الله تعالى به من صفات ذاته فإنما نريد بكل صفة منها نفي ضدها عنه تعالى ونقول: لم يزل الله تعالى سميعا بصيرا عليما حكيما قادرا عزيزا حيا قيوما واحدا قديما وهذه صفات ذاته ولا نقول: إنه تعالى لم يزل خلاقا فاعلا شائيا مريدا راضيا ساخطا رازقا وهابا متكلما لأن هذه صفات أفعاله وهي محدثة لا يجوز أن يقال: لم يزل الله تعالى موصوفا بها
„Mit allem, womit wir Gott mit den Eigenschaften (Sifat) Seines Wesens (Dhat) beschrieben haben, meinen wir jede Eigenschaft von ihnen, welche Ihm das Gegenteil davon abspricht und wir sagen: ﴾Gott ist immerzu sehend, wissend, weise, mächtig, ehrwürdig, lebendig, beständig, eins, anfangslos.﴿ Und dies sind die Eigenschaften Seines Wesens und wir sagen nicht: ﴾Gott ist immerzu erschaffend, handelnd, wollend (Murid), zufrieden, zornig, versorgend, gewährend, sprechend.﴿ Denn dies sind die Eigenschaften Seiner Handlungen (Af’al) und sie sind entstanden (Muhdath). Es ist nicht zulässig, zu sagen: ﴾Gott ist immerzu mit ihnen beschreibbar.﴿” [Al-I’tiqadat, Seite 5]
Imam Ar-Rida (a.) sagte:
ويلك كم تردد هذه المسألة وقد أخبرتك أن الإرادة محدثة لأن فعل الشيء محدث
„Wehe dir, wie oft wiederholst du diese Frage, wobei ich dich darüber unterrichtet habe, dass der Wille (Iradah) entstanden (Muhdath) ist, denn die Handlung (Fi’l) von etwas ist entstanden (Muhdath).” [At-Tawhid, Seite 450]
Und der Imam (a.) wurde gebeten:
أخبرني عن الإرادة من الله ومن المخلوق
„Unterrichte mich über Gottes Willen (Iradah) und dem des Geschöpfes.”
Worauf er (a.) antwortete:
الإرادة من المخلوق الضمير وما يبدو له بعد ذلك من الفعل، وأما من الله عز وجل فإرادته إحداثه لا غير ذلك لأنه لا يروي، ولا يهم، ولا يتفكر، وهذه الصفات منفية عنه، وهي من صفات الخلق، فإرادة الله هي الفعل لا غير ذلك يقول له: كن فيكون، بلا لفظ ولا نطق بلسان ولا همة ولا تفكر، ولا كيف لذلك كما أنه بلا كيف
„Der Wille des Geschöpfes ist das, was im Inneren vorgeht und wonach ihm hiernach an Handlung der Sinn steht und was Gott anbelangt, so ist Sein Wille (Iradah) Sein Hervorbringen, nicht etwas anderes als jenes, denn Er überlegt nicht, ersinnt nicht und denkt nicht nach und von diesen Eigenschaften ist Er freigesprochen, welche die Eigenschaften der Geschöpfe sind. So ist nun Gottes Willen (Iradah) die Handlung (Fi’l), nicht etwas anderes als jenes. Er spricht zu ihm: ﴾Sei!﴿ Worauf es ist, ohne Laut, ohne Aussprache mit einer Zunge, ohne zu ersinnen, ohne nachzudenken und ohne ein Wie davon, wie auch Er ohne ein Wie ist.” [At-Tawhid, Seite 147]
Mängel von Du’a’-ul-Adilah für einen Sterbenden
-
Fehlerhafte Beschreibung von Gottes Eigenschaften
-
Fehlende Lossagung von den Feinden Gottes
-
Fehlende Erwähnung der Herrin Fatimah (a.)
-
Fixierung auf fünf Grundlagen (Usul-ud-Din)
Alternative Optionen für einen Sterbenden
-
Du’a’ Sanamai Quraish
-
Ziyarat Ashura’
-
Ziyarat Al Yasin
-
Ziyarat-us-Siddiqati l-Kubra