Auf einigen sunnitischen Internetseiten ist folgende Behauptung im Umlauf:
Ja, Kashf-ul-Ghummah ist das Buch eines schiitischen Autors. Dieser ist jedoch nicht Ja’far Kashif-ul-Ghita’ († 1812), sondern Ali Ibn Isa Al-Irbili († 1293). Schauen wir als nächstes, ob sich der Autor von Kashf-ul-Ghummah lediglich mit Quellen der schiitischen Minderheit befasste, oder auch Quellen der sunnitischen Mehrheit zitierte.
Ali Ibn Isa Al-Irbili schreibt:
اعتمدت في الغالب النقل من كتب الجمهور [ … ] ونقلت من كتب أصحابنا ما لم يتعرض الجمهور لذكره
„Ich stützte mich im Großteil auf das Zitieren aus den Büchern der Mehrheit [ … ] und ich zitierte aus den Büchern unserer Gefährten das, an dessen Erwähnung die Mehrheit nichts auszusetzen hat.“
فإن هذا ليس بكتاب جدل فأذكر فيه الخلاف والوفاق
„So ist dies nun kein Buch, das dem Disput dient. Daher erwähne ich darin sowohl das, worüber Uneinigkeit herrscht, als auch das, worüber Übereinstimmung vorliegt.“ [Kashf-ul-Ghummah, Band 1, Seite 7]
قيل في العترة زيادة على ما ذكرنا ما تقلته من مطالب السؤول في مناقب آل الرسول تصنيف الشيخ العالم كمال الدين محمد بن طلحة جزاه الله خيرا … وكان شافعي المذهب من أعيانهم ورؤسائهم
„Über die Familie (des Propheten) wurde noch mehr als das gesagt, was wir erwähnten. Was ich zitierte stammt aus Matalib-us-Sa’ul Fi Manaqib Ali r-Rasul vom Gelehrten Kamal-ud-Din Muhammad Ibn Talhah, Gott beschere ihm Gutes [ … ] und er gehörte der shafi’itischen Schule an, einer ihrer bedeutsamen Persönlichkeiten und Oberhäupter.” [Kashf-ul-Ghummah, Band 1, Seite 110 – 111]
قال كمال الدين: هذا زين العابدين قدوة الزاهدين وسيد المتقين وإمام المؤمنين [ … ] وقدم عليه نفر من أهل العراق فقالوا في أبي بكر وعمر وعثمان رضي الله عنهم فلما فرغوا من كلامهم قال لهم: ألا تخبروني أنتم المهاجرون الأولون الذين أخرجوا من ديارهم وأموالهم يبتغون فضلا من الله ورضوانا وينصرون الله ورسوله أولئك هم الصادقون قالوا لا فأنتم الذين تبوأوا الدار والإيمان من قبلهم يحبون من هاجر إليهم ولا يجدون في صدورهم حاجه مما أوتوا ويؤثرون على أنفسهم ولو كان بهم خصاصة قالوا لا قال أما أنتم قد تبرأتم أن تكونوا من أحد هذين الفريقين وأنا أشهد انكم لستم من الذين قال الله فيهم والذين جاؤوا من بعدهم يقولون ربنا اغفر لنا ولإخواننا الذين سبقونا بالإيمان ولا تجعل في قلوبنا غلا للذين آمنوا خرجوا عني فعل الله بكم
„Kamal-ud-Din sagte: Dies ist Zain-ul-Abidin, das Vorbild der Asketen, der Herr der Gottesfürchtigen und der Imam der Gläubigen [ … ] und eine Schar von Leuten des Iraks kam zu ihm, worauf sie über Abu Bakr, Umar und Uthman sprachen, möge Gott mit ihnen zufrieden sein. Als sie nun ihre Rede beendet hatten, sprach er zu ihnen: ﴾Unterrichtet ihr mich nicht? Ihr seid die ersten Auswanderer, die aus ihren Heimstätten und Besitztümern vertrieben wurden, während sie nach Gottes Huld und Wohlgefallen trachteten und Gott und Seinem Gesandten beistanden?﴿ (59:8) Sie sprachen: ﴾Nein.﴿ Er sprach: ﴾Dann seid ihr diejenigen, die vor ihnen in der Wohnstätte und im Glauben ansässig waren. Sie lieben denjenigen, der zu ihnen auswanderte und haben keinen Bedarf nach dem, was man ihnen gab und üben sich in der Bevorzugung (anderer) vor sich selbst, selbst wenn sie in Not wären und wer von seiner Habsucht verschont bleibt. Diese sind die Erfolgreichen.﴿ (59:9) Sie sprachen: ﴾Nein.﴿ Er sprach: ﴾Was euch anbelangt, so habt ihr davon Abstand genommen, zu einer der beiden Scharen zu gehören und ich bezeuge, dass ihr nicht zu denjenigen gehört, über die Gott sagte: Diejenigen, die nach ihnen kamen, sprechen: Unser Herr, vergib uns und unseren Geschwistern, die uns im Glauben vorausgingen und lasse in unseren Herzen keinen Groll gegen diejenigen aufkommen, die Gläubige waren. Unser Herr, Du bist gütig, barmherzig. (59:10) Geht von mir hinaus. Gott gehe gegen euch vor.﴿” [Kashf-ul-Ghummah, Band 3, Seite 5 – 16]
قلت: رحم الله الشيخ كمال الدين وأثابه الجنة
„Ich sage: Gott sei dem Gelehrten Kamal-ud-Din gnädig und beschere ihm das Paradies.“ [Kashf-ul-Ghummah, Band 4, Seite 133]
Nurullah At-Tustari († 1610), ein schiitischer Autor, schreibt:
أقول: إن ما نقله عنه عليه السلام إنما يدل على أن المخاطبين لم يكونوا من الفريقين المذكورين في الآيتين ولا دلالة له على أن الثلاثة كانوا داخلين فيهما وبالجملة هذا كلام مجمل مبهم مستعمل في مقام التقية وإجماله أقوى قرينة على ذلك فلا ينتهض حجة علينا أصلا ودعوى أن دخولهم في الآيتين قد علم من خارج غير مسموعة، يرشد إليه وجوب خروج أبي بكر عن عموم الفقراء في الآية الأولى لأنه كان عند أوليائه غنيا ذا يسار كثير المال، واسع الحال، كما صرحوا به وليس لهم أن يتأولوا الفقر في الآية بالفقر عند الهجرة مدعيا أنه تصدق قبل ذلك بجميع ماله كما تكلفه بعضهم لأنهم مطالبون بإثبات ذلك وقد نفيناه عن أصله في كتابنا الموسوم بمصائب النواصب، بوجوه لا يخفى وقعها على المتأمل الراسب، وأما الآية الثانية فقد نزلت في شأن الأنصار وهو الظاهر من قوله تعالى يحبون من هاجر إليهم فتدبر
„Ich sage: Das, was er von ihm (a.) zitiert, weist lediglich darauf hin, dass diejenigen, die angesprochen werden, nicht zu den beiden Scharen gehörten, die in den beiden Versen erwähnt werden und es gibt keinen Hinweis darauf, dass die drei (Abu Bakr, Umar und Uthman) zu den beiden gehören und im Großen und Ganzen handelt es sich um eine knappe undeutliche Aussage, die in einer behutsamen Tonart (Taqiyyah) geäußert wird und dass sie so knapp formuliert wird ist das stärkste Indiz dafür. Es ist also grundsätzlich kein Argument gegen uns erbracht und der Behauptung, dass sie in den beiden Versen mit inbegriffen wären, da man das extern wissen würde, ist kein Gehör zu schenken. Dazu führt die Erforderlichkeit, dass Abu Bakr im ersten Vers von der Allgemeinheit der Bedürftigen ausgeschlossen wird, da er gemäß seinen Sympathisanten reich und wohlhabend war, wie sie es offen kundtaten und es steht ihnen nicht zu, die Bedürftigkeit im Vers mit der Bedürftigkeit bei der Auswanderung auszulegen, da behauptet wird, dass er davor sein gesamtes Besitztum spendete, wie es einige von ihnen angeben, denn sie sind dazu aufgerufen, den Nachweis dafür vorzulegen und wir haben es in unserem Buch Al-Mawsum Bi-Masa’ibi n-Nawasib von Grund auf für nichtig erklärt, unter Gesichtspunkten, deren Tatsache demjenigen nicht verborgen bleibt, der fundierte Überlegungen anstellt und was den zweiten Vers anbelangt, so ist er für die Helfer (Ansar) herabgesandt worden und das ist das Offenkundige Seines Wortes: ﴾Sie lieben denjenigen, der zu ihnen auswanderte.﴿ (59:9) So gib nun Acht.“ [As-Sawarim-ul-Muhriqah, Seite 250]
Kamal-ud-Din († 1254), den Ali Ibn Isa Al-Irbili († 1293) in Kashf-ul-Ghummah zitiert, übernahm die sunnitische Erzählung von Abu Nu’aim Al-Isfahani († 1038), welcher ebenso der shafi’itischen Schule angehört.
Abu Nu’aim Al-Isfahani schreibt:
حدثنا أحمد بن محمد بن عبد الوهاب قال ثنا محمد بن إسحاق السراج قال ثنا أبو مصعب قال ثنا إبراهيم بن قدامة وهو ابن محمد بن حاطب عن أبيه عن علي بن الحسين قال: أتاني نفر من أهل العراق فقالوا في أبي بكر وعمر وعثمان رضي الله عنهم فلما فرغوا قال لهم علي بن الحسين : ألا تخبرونني أنتم المهاجرون الأولون الذين أخرجوا من ديارهم وأموالهم يبتغون فضلا من الله ورضوانا ، وينصرون الله ورسوله أولئك هم الصادقون قالوا لا قال فأنتم الذين تبوءوا الدار والإيمان من قبلهم يحبون من هاجر إليهم ولا يجدون في صدورهم حاجة مما أوتوا ويؤثرون على أنفسهم ولو كان بهم خصاصة ومن يوق شح نفسه فأولئك هم المفلحون قالوا لا قال أما أنتم فقد تبرأتم أن تكونوا من أحد هذين الفريقين ، ثم قال أشهد أنكم لستم من الذين قال الله عز وجل والذين جاءوا من بعدهم يقولون ربنا اغفر لنا ولإخواننا الذين سبقونا بالإيمان ولا تجعل في قلوبنا غلا للذين آمنوا ربنا إنك رءوف رحيم. اخرجوا فعل الله بكم
„Uns erzählte Ahmad Ibn Muhammad Ibn Abi l-Wahhab, der sagte: Uns erzählte Muhammad Ibn Ishaq As-Sarraj, der sagte: Uns erzählte Abu Mus’ab, der sagte: Uns erzählte Ibrahim Ibn Qudamah, also Ibn Muhammad Ibn Hatib, über seinen Vater, über Ali Ibn Husain, dass er sagte: Eine Schar von Leuten des Iraks kam zu mir, worauf sie über Abu Bakr, Umar und Uthman sprachen, möge Gott mit ihnen zufrieden sein. Als sie nun fertig waren, sprach Ali Ibn Husain zu ihnen: ﴾Unterrichtet ihr mich nicht? Ihr seid die ersten Auswanderer, die aus ihren Heimstätten und Besitztümern vertrieben wurden, während sie nach Gottes Huld und Wohlgefallen trachteten und Gott und Seinem Gesandten beistanden?﴿ (59:8) Sie sprachen: ﴾Nein.﴿ Er sprach: ﴾Dann seid ihr diejenigen, die vor ihnen in der Wohnstätte und im Glauben ansässig waren. Sie lieben denjenigen, der zu ihnen auswanderte und haben keinen Bedarf nach dem, was man ihnen gab und üben sich in der Bevorzugung (anderer) vor sich selbst, selbst wenn sie in Not wären und wer von seiner Habsucht verschont bleibt. Diese sind die Erfolgreichen.﴿ (59:9) Sie sprachen: ﴾Nein.﴿ Er sprach: ﴾Was euch anbelangt, so habt ihr davon Abstand genommen, zu einer der beiden Scharen zu gehören und ich bezeuge, dass ihr nicht zu denjenigen gehört, über die Gott sagte: Diejenigen, die nach ihnen kamen, sprechen: Unser Herr, vergib uns und unseren Geschwistern, die uns im Glauben vorausgingen und lasse in unseren Herzen keinen Groll gegen diejenigen aufkommen, die Gläubige waren. Unser Herr, Du bist gütig, barmherzig. (59:10) Geht hinaus. Gott gehe gegen euch vor.﴿” [Hilyat-ul-Awliya’, Band 3, Seite 136 – 137]
Muhammad Ibn Ahmad Adh-Dhahabi († 1348), ebenso ein shafi’itischer Gelehrter, schreibt:
إبراهيم بن قدامة الجمحي, مدني, لا يعرف, عن الأغر, عن أبي هريرة مرفوعا, كان يلقم أظفاره ويقص شاربه قبل أن يخرج إلى الجمعة, رواه البزار من رواية عتيق بن يعقوب عنه وهو خبر منكر, قال البزار: إبراهيم ليس بحجة
„Ibrahim Ibn Qudamah al-Juhami, Medinenser, unbekannt, erzählt von Al-Agharr, von Abu Hurairah, zurückführend (Marfu’). Er pflegte es seine Nägel zu kürzen und seinen Schnurrbart zu schneiden, bevor er zum Freitagsgebet hinauszog. Al-Bazzar erzählte es von Atiq Ibn Ya’qub über ihn und es ist ein Bericht, der abzulehnen (Munkar) ist. Al-Bazzar sagte: ﴾Ibrahim ist kein Beweis.﴿” [Mizan-ul-I’tidal, Band 1, Seite 53]
Die Quelle ist also selbst in shafi’itischen Kreisen nicht unumstritten. Wer wirklich Interesse daran hat, zu erfahren, welchen Standpunkt schiitische Quellen von Imam Zain-ul-Abidin (a.) zitieren, sollte dies auch in schiitischen Quellen nachlesen und nicht in Zitaten sunnitischer Gelehrter.
Taqi Ibn Najm Al-Halabi († 1055) schreibt:
عن أبي علي الخرساني عن مولى لعلي بن الحسين عليهما السلام قال: كنت مع علي بن الحسين عليهما السلام في بعض خلواته فقلت: إن لي عليك حقا ألا تخبرني عن هذين الرجلين عن أبي بكر وعمر؟ فقال: كافران كافر من أحبهما وعن أبي حمزة الثمالي قال: قلت لعلي بن الحسين عليهما السلام وقد خلا: أخبرني عن هذين الرجلين قال: هما أول من ظلمنا حقنا وأخذا ميراثنا وجلس مجلسا كنا أحق به منهما لا غفر الله لهما ولا رحمهما كافران كافر من تولاهما
„Von Abu Ali Al-Khurasani, der von einem Klient von Ali Ibnu l-Husain (a.) berichtete, dass er sagte: Ich hielt mich bei ihm (a.) in einem seiner abgeschiedenen Räume auf. So sprach ich: ﴾Ich habe ein Recht bei dir. Unterrichtest du mich nicht über diese beiden Leute? Über Abu Bakr und Umar?﴿ Da sprach er: ﴾Zwei Ungläubige (Kafir). Ein Ungläubiger ist derjenige, der die beiden liebte.﴿ Und von Abu Hamzah Ath-Thumali, der sagte: Ich sprach zu Ali Ibnu l-Husain (a.) als er alleine war: ﴾Unterrichte mich über diese beiden Leute.﴿ Er sprach: ﴾Die beiden sind die ersten, die uns Unrecht taten und unser Erbe entrissen und sich auf einem Sitzplatz niederließen, auf den wir eher Anrecht haben, als die beiden. Gott vergebe den beiden nicht und erbarme Sich den beiden nicht. Zwei Ungläubige. Ein Ungläubiger (Kafir) ist derjenige, der die beiden zu Nahestehenden nahm.﴿” [Taqrib-ul-Ma’arif, Seite 244]